In Wernigerode fand zum 6. mal der Deutschlandvup statt.
Nachfolgend ein Bericht des Hersfelder Teilnehmers Michael Vöcking.
Für die nackten Tatsachen, sprich Teilnehmer und Einzelergebnisse in allen Gruppen, sei auf die Turnierhompage verwiesen.
Am Dienstag,
den 29.10. fuhren Laura und ich zu dem anlässlich der Deutschen Einheit
alljährlich stattfindenden Deutschland-Cup nach Wernigerode. Ich hatte mir
Urlaub genommen und Laura war von ihrem Rektor für die restliche Woche befreit
worden (man muss halt einfach mal nett fragen…). Dieses im HKK Hotel
stattfindende Turnier hat neben der schönen Harzlandschaft die beiden Vorteile,
dass es zum einen ein sehr aufwändiges Rahmenprogramm gibt und zum anderen sehr
enge Wettkampfklassen. Diese sind zwölf an der Zahl, von Gruppe 1 (u2200 DWZ)
bis Gruppe 12 (u1100 DWZ) in Hunderterschritten, so dass für jeden die passende
Kragenweite vorhanden sein sollte. Laura knöpfte sich mit ihren 782 DWZ die
Gruppe 12 vor und ich versuchte mich mit meinen „1400-und-ein-Bisschen“ an der
Gruppe 8.
Die erste
Runde begann auch gleich abends um 17:30h nach der feierlichen
Turniereröffnung. Laura hatte Weiß und spielte gegen 1028 DWZ Königsindisch im Anzug,
nach einigem Hin-und-Her sah sie die Möglichkeit, einen zwischen allen vier
jeweils verdoppelten Türmen „eingeklemmten“ gegnerischen Springer nochmals
anzugreifen und somit entscheidenden Materialvorteil zu realisieren, was die
Partie dann auch entschied. Ich hatte Schwarz, spielte Pirc, hatte schnell
Initiative am Damenflügel und mein Gegner übersah im 23. Zug eine
Abzugskombination, welche dazu führte, dass er bereits fünf Züge später
aufgeben musste. Somit hatte das Turnier sehr gut begonnen und wir fuhren in
unsere 30km entfernte Unterkunft, den bereits in Fontanes „Cécile“ erwähnten
„Waldkater“, der heute zwar „nur noch“ eine Jugendherberge ist, aber nach wie
vor in einer traumhaft schönen Schlucht liegt.
Die zweite Runde fand am Mittwoch um 10:00h morgens statt. Laura hatte Weiß und
spielte gegen eine blinde Turnierspielerin mit einem Rating von 1013 DWZ. Dies
war eine ganz neue Erfahrung, - der Schiedsrichter wies sie in die
Regelbesonderheiten ein und bat sie, das Turnierbrett immer mit dem
zusätzlichen Blindenbrett zu vergleichen und die Züge jeweils deutlich
anzusagen. Sie spielte wieder ihren „Königsindischen Angriff“ und nach guter
Initiative übersah sie einen Angriff durch Dame und Turm in ihrem Lager, der so
viel materiellen Flurschaden anrichtete, dass die Partie leider verloren ging.
Ich spielte Damengambit mit Weiß und es entwickelte sich eine zähe Partie, in
welcher mir mein Gegner ganze vier Mal Remis anbot und in welcher ich ab dem 10
Zug ununterbrochen versuchte, seine einzige von mir erspähte Schwäche zu befragen,
welche in einem d-Isolanie bestand. Dessen Eroberung gelang mir dann auch
endlich im 44.Zug und dies mündete in ein für mich gewonnenes Bauernendspiel.
Abends um
19:15h begann dann vor dem Rathaus Wernigerode die Nachtwächterführung durch
die Altstadt, welche durch einen zünftig gekleideten, amtlichen Nachtwächter
mit Hellebarde und Laterne durchgeführt wurde, welcher uns mit einer Runde
Schnaps begrüßte (wobei Laura leer ausging).
Am nächsten
Morgen, Do. den 01.10. begann der Großkampftag des Turniers, zwei Runden, um 10:00h
und 16:00h. Unsere Laura hatte Schwarz, duellierte sich mit Herrn Windelband, Herrn
Dr. Windelband um genau zu sein (DWZ 1078). Die beiden schenkten sich nichts
und das Üben der Bauernendspiele zahlte sich für Laura aus. 0,5/0,5 !
(Neuerdings ist sie also auch Titelträgern gewachsen, wenn auch „nur“
akademischen!). Ich hatte ebenfalls Schwarz, spielte Holländisch und war auf
meinen mächtigen Königsflügelangriff solange stolz, bis er mir später zuhause
von „Fritz“ um die Ohren gehauen wurde. Egal- mein Gegner war beeindruckt und
zog sichtlich nervös genau den falschen Turm vor, was die Partie dann recht
schnell beendete.
Abends hatte
Laura Schwarz, spielte das erste und einzige Mal gegen ein Kind und ihren
einzigen Gegner unter 1000 DWZ (ein ebenfalls 8 Jahre alter Junge, DWZ 974).
Von dieser glorreichen Tat lässt sich leider außer Lauras Sieg wenig vermelden,
da beide Kinder sich mit der Niederschrift derart verhaspelten, dass die
genauen Ereignisse der Nachwelt leider für immer verborgen bleiben werden (aber
wer weiß? Die Mama ist schließlich Historikerin!) Ich spielte gegen einen
vereinslosen Gegner ohne DWZ, der sich selber auf 1450 DWZ „geschätzt“ hatte,
was ihm die Turnierleitung auch treuherzig glaubte und in unsere Gruppe
steckte, der alles, was ihm vor die Nase kam schlug und am Ende mit 6:0 den
400€-Pokal mit nachhause nahm. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, was seine
anderen Gegner ebenfalls so empfanden.
Am folgenden Tag war spielfrei und wir holten die Mama und Julia vom Bahnhof
ab. Um 16:00h trafen wir uns mit anderen Turnierteilnehmern im Schachdorf
Ströbeck, welches wir besichtigen wollten, inklusive dem dortigen Schachmuseum.
Ich kann jedem Schachfreund nur raten, sich das mal anzusehen, es lohnt sich!
Am Samstag
spielte Laura mit Weiß gegen 1069 DWZ, kam gut aus der Eröffnung, platzierte
einen Springer auf ein traumhaftes Feld im gegnerischen Lager, was eine noch
bessere Idee gewesen wäre, wenn dieser a) gedeckt und/oder b) noch über
Fluchtfelder verfügt hätte. So musste der Gaul leider zum Abdecker und die
Partie ging verloren. Ich selber spielte gegen einen jugendlichen Spieler,
gegen den ich zwar positionell in recht gute Stellung kam, jedoch mir ein sehr
überflüssiges Opfer nicht verkneifen konnte, wodurch die Partie verdienterweise
den Bach runter ging. Meinem Gegner sei es gegönnt.
In der letzten Runde spielte Laura recht solide gegen eine Frau mit 1060 DWZ.
Leichtfigurenendspiel mit je einem Läufer, man einigte sich mangels erkennbarer
Möglichkeiten auf Remis (was Fritz zumindest für die Endstellung bestätigte).
Ich selber war nicht so gut drauf wie die anderen Tage, versuchte mich mit Weiß
(abgelehntes Damengambit) an einem Angriff am Damenflügel verlor die Initiative
und dann einen Bauern und hatte dann Dank der Tatsache, dass mein Gegner seine
Rochadebauern nicht in Ruhe lassen konnte, die Möglichkeit, ihm mit Dame und
Springer ein Dauerschach aufzuzwingen, aus welchem er nur hätte entkommen
können, wenn er mir eine Qualität geschenkt hätte. Das wollte er nicht, somit
0,5/0,5.
Die Siegerehrung fand im schönen Rathaus statt, Laura hatte mit 3/6 einen sehr
guten 15. Platz erspielt (Leistung: 1035, neue DWZ: 918, nach DWZ-Rangliste Nr.
2 in Hessen der U9-Mädels) und ich konnte mit 3,5 Punkten und Platz 6 auch
recht zufrieden sein, zumal die Partie gegen das „U-Boot“ mangels DWZ nicht
gewertet wurde.
Abschließend
lässt sich sagen, dass dieses Turnier für uns einfach klasse war, wir das
Rahmenprogramm und die Umgebung genießen konnten, auch für kleine Kinder
ausreichend Attraktionen geboten wurden und wir gerne wieder teilnehmen werden.