Liebe Tod & Teufel
Am Wochenende fand die DSAM im Sauerland Stern Willingen statt. Wie immer sehr gut organisiert und angenehme Spielatmosphäre. Einige Veränderungen gegenüber den bisherigen Turnieren (wobei ich natürlich nur mit denen vergleichen kann, an denen ich bisher teilgenommen habe) gibt es: - Es fehlt das Catering direkt vor dem Eingangsbereich des Spielsaals. Das empfinde ich als angenehm, weil man sonst als eingefleischterr Coffein-Junkie ständig in Versuchung geführt wird sich einen teuren (Hotelpreise!!) Kaffee mitzunehmen. Andererseits hat man jetzt gar keinen Kaffe mehr, denn der Weg in die Hotellobby um sich einen Kaffee zu holen ist einfach unanständig weit. - Dafür gibt es kaltes Wasser im Spielssal umsonst. Sehr lobenswert, leider sind die Wasserspender nach 3 Stunden aber leer... - Der Frauenanteil bei den DSAM-Turnieren ist schon immer höher als bei anderen Schachturnieren. Gefühlt ist hier in Willingen die Frauenquote nochmal deutlich gestiegen (Eine belastbare Statistik werde ich dazu nicht erstellen, die gefühlte Wahrheit muß reichen) - Man findet in Hotelnähe immer einen Parkplatz Nun zum schachlichen Teil Vom SK Turm bad Hersfeld sind zwei Spieler vertreten: Vanessa Krauße und Eckhard Krauße. Bernd Wildner war angemeldet, mußte seine Teilnahme wegens eines privaten Termines aber wieder canceln. Runde 1: Vanessa spielt nicht gut, die Partie wollte sie mir nicht einmal zeigen. Irgenwo hat sie im beginnenden Mittelspiel einen Springer eingestellt, dann aber hartnäckig weitergespielt und schließlich die Partie noch gewonnen. Bei mir verlief die Eröffnung sehr gut. Dann hab ich sinnlos einzügig die Qualität eingestellt. Trotz dieses Einstellers steh ich aber immer noch ausgeglichen bis leicht besser. Dann schwäche ich sinnlos meine Königsstellung und stell dabei auch noch einen Bauern ein. Damit steh ich klar auf Verlust. Gnädigerweise lässt mein Gegner die Zügel locker und mit viel Göück ich komme wieder in die Nähe des Ausgleichs. Aber nur um wenige Züge später in ein 2-3 Zügiges Matt zu laufen, das sieht mein Gegner gottlob nicht, macht einige schlechte Züge und ich stehe zum wiederholten Male auf Gewinn. Nur einen Zug später laufe ich blindlinks ins nächste Mattbild. Auf der Hitliste meiner schlechtesten Partien der letzten 10 Jahre nimmt diese Partie einen Platz ganz weit oben ein. Runde 2: Vanessa spielt besser, aber nicht gut. Die Eröffnung läuft nicht gut, sie wickelt in ein Endspiel mit Minusbauer ab. Allerdings ist der gegnerische Mehrbauer ein isolierter Doppelbauer und damit so gut wie nichts wert. Sie verteidigt sich lange und gut, tauscht die Figuren bis ins Turmendspiel runter. Und dann gibt sie die Partie auf.... Vanessa gehört zu den SpielerInnen, die selbst Verluststellung lange weiterspielen, manchmal auch peinlich lange. Und jetzt verteidigt sie sich lange und gut um dann das Turmendpiel viiiiel zu früh aufzugeben !!??!! Selbst wenn das Turmenspiel verloren gewesen wäre.... aber hier war das eine in der Endspieltherorie bekannte Remisstellung. Ich bekomme in der Eröffnung alles was ich haben will. Meine junge Gegnerin kannte die gespielte Variante überhaupt nicht und stellt ihre Figuren zwar nicht sinnlos aber doch etwas planlos aufs Brett. Jetzt liegt ein Figurenopfer in der Luft. Allerdings sind die Varianten nicht bis zur letzten Konsequenz durchzurechnen (zumindest nicht für mich, richtig gute Spieler können vielleicht, Blechkisten können das ganz sicher). Also beschieß ich die Stellung noch ein bischen zu verstärken und das Opfer in der Hinterhand zu behalten. (Laut Computer hätte das Opfer gewonnen, allerdings mit einigen wirren Varianten die ich in meiner Vorrausberechnung nicht mal in Erwägung gezogen habe. Mein Vorbereitungszug ist die zweite Wahl der Blechkiste und führt zu deutlichen Vorteil). Im nächsten Zug opfer ich die Figur, meine Gegnerin lehnt das Opfer ab und ich steh vor der Wahl entweder das Opferangebot aufrecht halten und weiter auf Königsangriff zu spielen oder das Opferangebot zurückzuziehen und mich mit einem gewonmnenen Bauern zu begnügen. Es erschien mir etwas kleinlich mich jetzt mit einem läppischen Bauern zu begnügen und ihr die Verteidigung zu ermöglichen, ich entscheide mich also für den Königsangriff. Das war die falsche Entscheidung. Jetzt nimmt sie die angebotene Figur und kann ihren König erfolgreich verteidigen. Schade, aber da die Varianten zu komplex sind um sie vollständig durchzurechnen, muß man dass auch ein bischen nach Gefühl spielen. Das reichte hier nicht und meine Gegnerin hat sich hervorragend verteidigt.
Zwischenstand: Vanessa 1 Punkt, Ich 0 Punkte
Runde 3:
Vanessa kommt mit solidem Ausgleich aus der Eröffnung. Sie fasst einen langfristigen Plan, wie sie die Stellung weiter behandeln will und hält eisern an diesem Plan fest. Dumm nur, es war der völlig falsche Plan und sie hält solange daran fest bis sie richtig schlecht steht. Ich bring meinen Jungs und Mädels ja bei, wie wichtig es im Schach ist konsequent zu bleiben. Hier hat sie ein bischen zu viel von mir gelernt.
Mein Gegner setzt mir eine Eröffnungsvariante vor, mit der ich so meine Schwierigkeiten habe. (Es gibt einige Varianten mit denen ich nur schlecht zurechtkomme, aber welche das sind behalte ich für mich). Ich behandele das kreativ und bin recht zuversichtlich. Dummerweise habe ich einige gegnerische Möglichkeiten zwar gesehen, aber in iher Wirkung falsch eingeschätzt und gehe mit fliegenden Fahnen unter.
Zwischenstand: Vanessa 1 Punkt, Ich 0 Punkte - Das ist nicht unser Turnier
Runde 4:
Ich habe das Freilos gezogen.... Gibt eine Punkt und ich hab die Gelegenheit diesen Bericht abzufassen (Ich habe das Passwort für die Hompage nicht parat, so dass ich erst Sonntag abend veröffentlichen kann) Natürlich hätte ich mir meinen ersten vollen Punkt viel lieber am Brett erspielt, wenn ich mir aber den bisherigen Turnierverlauf anschaue bin ich mir nicht ganz sicher. Vorläufiges Ende, ich guck mal was Vanessa so aufs Brett zaubert.
Vanessa spielt gut. Im frühen Mittelspel einen Bauern geopfert. Lange Zeit ist nicht klar, ob sie jetzt genug für den Bauern hat oder nicht, aber als sich das Endspiel nähert spielt ihre Gegnerin etwas ungenau und Vanessa Initiative schwillt zu einem knallharten Angriff an.
Zwischenstand: Vanessa 2 Punkte, Ich 1 Punkte
Runde 5:
Ich komme sehr gut aus der Eröffnung, kann im Mittelspiel den Vorteil noch ausbauen und gewinne schließlich eine Leichtfigur. Dafür droht der Gegner mit Grundlinienmatt. Einfach abzuwehren - h3, g3, Tf1 - jeden Menge Möglichkeiten. Aber zuerst nehm ich noch einen schwarzen Turm mit Schach weg, König muß ziehen und ich Trottel fass die Dame an.... Das Grundlinienmatt hab ich gesehen bevor ich den Turm weggenommen habe und 15 Sekunden später ignorier ich das ?? Keine Ahnung was mit mir los ist.
Vanessas Partie verläuft trotz anderer Farbe und vollkommen anderer Eröffnung peinlich ähnlich: Sie kommt mit Schwarz mit vollem Ausgleich aus der Eröffnung, tauscht ins Dame/Turm Endspiel, gewinnt einen Bauern und kreiert Mattdrohungen. Einfache glatte Gewinnstellung! Aber sie sieht die Mattdrohungen nicht, und läßt sich stattdessen selber mattsetzen....
Endstand: Vanessa 2 Punkte, Ich 1 Punkte (Und der auch noch kampflos)