Heute die erste Runde im Viererpokal auf Bezirksebene. Teilgenommen haben 10 Mannschaften, davon 3 vom SK Turm Bad Hersfeld.
Die Auslosung ergab:
SC Ehrenberg vs. SK Turm Bad Hersfeld I
SC Rotenburg vs. SK Turm Bad Hersfeld II
SK Turm Bad Hersfeld III vs. SVG Landeck Schenklengsfeld
Gespielt wurde zentral im Kolpinghaus Fulda. fangen wir mit der Berichterstattung an mit
SK Turm Bad Hersfeld III vs. SVG Landeck Schenklengsfeld
Wir traten an mit Valentin Bauer, Michael Honstein, Phillip Seilius und Antony Kraft.
Also ein alter Haudegen, der in unserer zweiten Mannschaft spielt, Zwei "Schulschachkiddis" die im Januar ihr erstes Wertungsturnier gespielt haben und sich Ostern bei den Hessischen Meisterschaften ihre erste DWZ erspielen werden und ein Wiedereinsteiger, der als Jugendlicher ein paar Schnellturniere gespielt hat treten gegen eine der besten Bezirksoberligamannschaften an.
Es kam, wie man das erwartet. Phillip verliert, Antony kann auch nicht wirklich ernsthaften Widerstand leisten, Valentin Bauer hat eine Figur weniger und.... dann passiert erstmal nichts. Michael Honstein hat mit Arturas Poderis (DWZ 1897) einen enorm starken Gegner erwischt und weigert sich beharrlich sich einfach so zusammenschieben zu lassen. Solide Eröffnungsbehandlung, Ausgeglichene Mittelspielstellung, nach und nach tauschen sich Figuren aber Michael hält das Gleichgewicht. Valentin Bauer spielt die ganze Zeit weiter. Natürlich um die letzten, wenn auch noch so kleinen Hoffnungen zu halten, aber auch um Michael zu zeigen: "Du kämpfst hier nicht allein!"
Schließlich vereinfacht sich Michaels Stellung zu einem gleichfarbigen Läuferendspiel - und die Stellung ist immer noch ausgeglichen! Die Sensation ist in greifbarer Nähe. Und dann gelingt es Arturas doch noch "diesen widerspenstigen kleinen Knaben" auszutricksen... Kurze Zeit später streckt auch Valentin die Waffen und Schenklengsfeld verläßt standesgemäß mit einem 4:0 die Arena.
SC Rotenburg vs. SK Turm Bad Hersfeld II
Auch hier ist Rotenburg der Favorit - an jedem Brett ca 300 DWZ mehr- , aber unsere erfahrenen Jugendlichen (Lennart Greb, Jona Rößing, Sven Hartwig und Malte Hartwig) sollten nicht völlig chancenlos sein.
Malte kam schon schlecht aus der Eröffnung raus und dann ging das ziemlich schnell den Bach runter. Lennart bekam "seinen" Stellungstyp aufs Brett und verpasste dem Gegner einen Isolani.
Er mag da keinen objektiven Vorteil haben, aber mit dieser "Wohlfühlstellung" machte ich mir doch einige Hoffnungen. Bis er eine taktische Möglichkeit zuließ und sein Gegner (Georgi Davidov) kannte da kein Erbarmen. 2:0 für Rotenburg
Sven hat aus der Eröffnung eine etwas defensive Stellung erwischt und opferte einen Bauern um sich zu befreien. dann wurde es unvermittelt taktisch. Da ich ja nun auch gespielt habe, hab ich gar nicht versucht mir da den Durchblick zu verschafffen. Als sich der Pulverdampf verzogen hatte, hatte Sven einen Bauern weniger aber die etwas aktiveren Figuren. Reicht die Aktivität zum Ausgleich oder setzt sich der Mehrbauer durch? Zuerst muß ich mal an mein Brett und als ich wieder etwas Zeit hatte, stand es 3:0 für Rotenburg.
Jona hatte eine schwerblütige Schiebestellung. Nach langem Lavieren, entschloß sich Jona einen zweiten Bauern zu tauschen um die Stellung etwas zu öffnen, gewinnt kurze Zeit später eine Qualität. und dann auch die Partie. Endstand 3:1 für Rotenburg
SC Ehrenberg vs.SK Turm Bad Hersfeld I
Hersfeld (Eckhard Krauße, Manfred Willich, Peter Ernst, Michael Vöcking) ist nach DWZ-Punkten deutlich überlegen und eigentlich sollte der Einzug in die nächste Runde nur Formsache sein. Den Dämpfer verpasste uns Michael Vöcking. Michels Gegner kannte sich in der gespielten Eröffnungsvariante offensichtlich nicht aus, verbrauchte sehr viel Bedenkzeit und wich schließlich in eine Nebenvariante aus, die nach gängiger Eröffnungstheorie einfach nur als sehr schlecht gilt. Nun kennt Michael natürlich nicht jede mögliche Nebenvariante. Kann man auch gar nicht kennen. Aber man muß ja auch "nur" dem Gegner nachweisen, warum diese Nebenvariante Mist ist. Und dieses "nur" ist in der Praxis nicht so einfach umzusetzen. Michael versuchte es mit der Brechstange und sofortigen rücksichtslosen Angriff... das war der völlig falsche Weg und ging furchtbar nach hinten los. 1:0 Führung für Ehrenberg
Ich (Eckhard Krauße) hatte in der Eröffnung auch nicht ganz das hingekriegt, was ich wollte. Objektiv war die Stellung ausgeglichen, aber der Stellungstyp gehört einfach nicht zu meinen Lieblingen. Macht nichts. Mein Gegner hat viel Bedenkzeit verbraucht, ich hab 150 DWZ-Punkte mehr, einfach ruhig solide weiterspielen und die Spielstärke setzt sich durch.
Dann haut mein Gegner plötzlich einen Springer auf e4 rein. "Das soll gehen?" Ja, ich war so überrascht, dass ich meinem Gegner tatsächlich laut und deutlich diese Frage stellte. Ich hatte diesen Einschlag "natürlich" gesehen. Ich nehme mit der Dame auf e4, er spielt Läufer f5, Meine Dame muß ziehen, er schlägt meinen Turm auf b1 und hat eine Qualität gewonnen. Nur geht meine Dame nicht irgendwo hin, sie geht nach h4 und wenn er dann die Qualität gewinnt, kommt Lh6, nachfolgendes Sg5 und vernichtendem Mattangriff. Also kann mein Gegner niemals auf e4 nehmen. Variantenberechnung ist Luxus. Nachdem mein Gegner sich nun erdreistete trotzdem auf e4 zu nehmen, mußte ich die Varianten doch mal konkreter durchrechnen.
Dummerweise funktioniert Dh4 nicht, weil er dann als Zwischenzug seinen Bauern nach g5 vorschiebt, die Dame muß ein zweites mal ziehen und der Mattangriff ist vorbei bevor er begonnen hat. Mann sollte vielleicht doch vorher mehr konkret rechnen. Glücklicherweise zeichnen sich gesunde Stellungen dadurch aus, dass es mehrere Optionen gibt. Also wende ich mich seinem Damenflügel zu und erhalte für die Qualität 2 Bauern. Materiell stehe ich damit sogar etwas im Plus, aber ich mußte die Damen tauschen und einige Figuren von mir stehen alles andere als optimal. Alles in allem immer noch Ausgleich, keine Verlustgefahr, aber keine Stellung die ich haben will, wenn ich im Mannschaftskampf 0:1 hinten liege und auf Gewinn spielen muß.
Zu diesem Zeitpunkt bekommt Peter Ernst am Brett 3 ein Remisangebot. Von Peters Partie hab ich ehrlich gesagt nicht allzuviel mitgekriegt, aber dieses Remisangebot war eine Erlösung. Manfred Willich hatte seinen Gegner im Griff. Mehrbauern und dominante Stellung. Im Konkreten Fall nicht ganz trivial, diesen Vorteil zu verwerten aber durchaus machbar. Wenn Peter das Remis nimmt - und er nahm es selbstverständlich - müssen Manfred und ich zusammen "nur" 1,5 Punkte holen.
Mein Gegner aktivierte seinen Springer und stellt mich dadurch vor die Wahl: Entweder lasse ich Figurentausch zu, was zwangsläufig schnell zum Remis führt, oder ich weiche dem Figurentausch aus. Aber dazu müsste ich mindestens eine weitere Figur passiv stellen und ein reeles Verlustrisiko eingehen.
Da wir Dank Peters Remis ja vorne nicht beide Partien gewinnen müssen, fällt die Wahl leicht. Ich gestatte meinem Gegner die Figuren zu tauschen, wir vereinbaren das Remis, liegen 1:2 hinten, und die ganze Last dieses Kampfes liegt auf Manfreds Schultern. Und da liegt sie gut, Manfred verwandelt sicher seinen Vorteil in einem ganzen Punkt.
2:2 Endstand, weil wir am höherwertigen Brett gewonnen haben kommen wir damit eine Runde weiter.
Dafür, dass wir an allen 4 Brettern DWZ-mäßig im Vorteil waren, sicherlich keine Glanzleistung. Aber es hat gereicht und wer Ausreden benötigt: Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muß.
Gesamtbilanz:
1:5 Mannschaftspunkte ( 2 Niederlagen, 1 mal 2:2) 3:9 Brettpunkte (2 Siege, 2 Remisen, 8 Niederlagen)
Aber wir haben es geschafft 3 Mannschaften zu stellen (das hat soweit ich zurückdenken kann noch kein anderer Verein geschafft), die erste Mannschaft ist eine Runde weiter, die zweite Mannschaft hat sich gegen Rotenburg gut gewehrt und in der dritten Mannschaft hat Michael Honstein trotz Niederlage einen riesenhaften Achtungserfolg hingelegt.
Wir haben keinen immerwährenden Ruhm geerntet, aber glaubt es mir irgendwer, wenn ich behaupten würde, wir sind damit unzufrieden?
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